Nackenschmerzen

Nacken-Schulter-Arm-Syndrom, Zervikalsyndrom, Zervikobrachial-Syndrom.

Definition

Schmerzen im Bereich der Nackenregion unterschiedlicher Ursache, die auch in Schulter, Arme respektive Kopf ausstrahlen können.

Ursache(n)

Nackenschmerzen können Symptom für sehr viele und sehr unterschiedliche Erkrankungen hauptsächlich im Bereich der Halswirbelsäule aber auch der Schulter und des Brustkorbes sein. Am häufigsten sind Überlastungsprobleme der lokalen Muskulatur und des Weichteilgewebes durch statische Fehlhaltungen (zum Beispiel Bildschirmarbeit). Des weiteren unterliegt die Halswirbelsäule mit zunehmendem Alter einem chronischen Verschleissprozess. Dieser kann ähnlich wie an der Lendenwirbelsäule Bandscheiben und Wirbelgelenke befallen und zu Bandscheibenvorfällen oder Wirbelblockaden führen.

Weitere, jedoch wesentlich seltenere Ursachen sind Entzündungen (Spondylitis, Spondylodiszitis) oder Tumore im Bereich der Wirbelsäule, rheumatische Erkrankungen (Rheumatoide Arthritis, Morbus Bechterew und andere), neurologische Erkrankungen (Nervenlähmungen, Läsionen des Rückenmarks), sowie Zustände nach Verletzungen (zum Beispiel Schleudertrauma, Wirbelkörperbrüche, Wirbelsäuleninstabilitäten). Neben diesen Erkrankungen der Halswirbelsäule können auch Schultergelenkserkrankungen zu Nackenschmerzen führen. Hauptsächlich sind dies Schultergelenksarthrosen, Entzündungen der das Schultergelenk umgebenden Schleimbeutel, Risse der das Schultergelenk stabilisierenden Sehnen oder auch sonstige Schulterverletzungen. Auch internistische Erkrankungen wie beispielsweise der Herzkranzgefässe (Angina pectoris, Myokardinfarkt) können Schulter- oder Nackenschmerzen auslösen. Nicht selten sind vor allem chronisch wiederkehrende Nackenschmerzen Ausdruck psychischer Belastungen respektive Stresssituationen ohne orthopädische Ursache.

Merkmale, Diagnostik, Verlauf

Nackenschmerzen können in jeder Altersgruppe auftreten, verstärkt jedoch im fortgeschrittenen Alter. Eine Häufung beim weiblichen Geschlecht wird beschrieben. Das Zervikalsyndrom ist gekennzeichnet durch den reinen Nackenschmerz, oft mit Ausstrahlungen in die Schulter, und ohne neurologische Symptomatik. Nicht selten führt die schmerzhaft verspannte Muskulatur zu einer Nackensteife mit vollständiger Blockierung der Be weglichkeit der Halswirbelsäule (Schiefhals). Tritt zusätzlich zu den Nackenschmerzen Schmerzausstrahlung, Lähmung oder Sensibilitätsstörung an den Armen oder Händen auf, so spricht man von einem Zerviko-Brachial-Syndrom respektive Nacken-Schulter-Arm-Syndrom. Hervorgerufen wird dieses hauptsächlich durch Nervenreizungen (Bandscheibenvorfälle, Entzündungen, Knochenanbauten, Tumore) im Bereich der unteren Halswirbelsäule.

Das Zervikozephale Syndrom beschreibt dagegen das Auftreten von Kopfschmerzen (Schwindel, Ohrensausen, Sehstörungen) mit oder auch ohne zusätzliche Nackenschmerzen. Diese werden häufig durch psychische Belastungssituationen, seltener durch Verletzungen oder auch durchblutungsbedingte Störungen an der Halswirbelsäule verursacht. Aufgrund der Vielfalt der Ursachen ist die mögliche Diagnostik in diesem Bereich sehr vielfältig. Die klinische Untersuchung der Halswirbelsäule im Hinblick auf lokale Schmerzpunkte und Muskelverhärtungen sowie ihre Beweglichkeit ist selbstverständlich. Standard ist darüber hinaus die Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule in vier Ebenen. Je nach Verlauf (akut/chronisch), Anamnese und Beschwerdegrad sollten sich zusätzliche bildgebende Verfahren beziehungsweise neurologische Untersuchungstechniken daran anschliessen. Der Verlauf des Nackenschmerzes aufgrund muskulärer Verspannungen ist in der Regel gutartig und befristet. Nackenschmerzen aufgrund von Verschleisserscheinungen, Zuständen nach Halswirbelsäulenverletzungen, neurologischen oder rheumatischen Erkrankungen nehmen im allgemeinen einen chronischen Verlauf mit Phasen akuter Schmerzen und Phasen relativer Beschwerdefreiheit. Dies erfolgt natürlich in Abhängigkeit der jeweils zugrunde liegenden Grunderkrankung.

Komplikationen

Aufgrund der Vielfalt der möglichen Ursachen sind ebenso unterschiedliche Komplikationen im Verlauf möglich. Für den rein muskulären, verspannungsbedingten Nackenschmerz sind keine Komplikationen bekannt. Bei Auftreten von Lähmungserscheinungen sowohl an Armen und/oder Beinen sollten weiterführende diagnostische Massnahmen ergriffen werden.

Behandlung

Im Vordergrund der Behandlung des Nackenschmerzes stehen krankengymnastische und physikalisch-therapeutische Massnahmen wie unter Kreuzschmerz beschrieben. Im akuten Stadium ist meist symptomatische Therapie, also die Gabe von Schmerzmedikamenten, sowie vorübergehende Entlastung der Halswirbelsäule ausreichend. Diese Entlastung erreicht man beispielsweise durch eine Schanz´sche Krawatte (Halsmanschette) aus Schaumstoff, in schwerwiegenden Fällen auch durch einen stabileren Halskragen aus Kunststoff. Eine Nackenrolle oder ein entsprechend ergonomisch geformtes Nackenkissen können die Halswirbelsäule ebenfalls entlasten. Bei längeren Verläufen sowie im chronischen Stadium sollten krankengymnastische und physikalisch-therapeutische Massnahmen Grundlage der Behandlung sein. Daneben können hier die Methoden der Komplementärmedizin wie zum Beispiel Akupunktur oder naturheilkundliche Verfahren Anwendung finden. Zusätzlich kann eine Vielzahl von Injektionsbehandlungen und spezielle Kathetermethoden zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Abhängig von der eigentlichen Ursache des Symptoms Nackenschmerz kommen natürlich nach vorangegangener eindeutiger Diagnosestellung sowie nach Ausschöpfung aller konservativen Behandlungsmöglichkeiten operative Eingriffe in Frage. Die Entwicklung in der modernen Wirbelsäulenchirurgie hin zu mehr mikrochirurgischen und wenig belastenden Operationstechniken bietet hier eine grosse Bandbreite an therapeutischen Möglichkeiten.

Vorbeugende Massnahmen

Wesentlich in der Vorbeugung von Nackenschmerzen ist das Vermeiden monotoner Belastungen und Fehlhaltungen, zum Beispiel am Arbeitsplatz. Ergonomisch geformte Nackenkissen oder Nackenrollen beugen positionsabhängigen Verspannungen während des Schlafes vor.

Quelle: http://www.gesundheit.de